Dass VW beim Dieselmotor des Typs EA 189 die Abgaswerte manipuliert hat, ist bekannt. Nun droht sich der Abgasskandal erheblich auszuweiten. Nach Recherchen des SWR hat VW auch beim Nachfolgemotor EA 288 mit der Abgasnorm Euro 6 eine Software zur Manipulation von Abgaswerten eingesetzt.

Der SWR beruft sich dabei auf interne VW-Dokumente, die dem Sender vorliegen. Demnach wird beim Motor EA 288, der den Skandalmotor EA 189 abgelöst hat, eine Software verwendet, die erkennt, ob sich das Fahrzeug im Prüfmodus befindet. Diese sog. Zykluserkennung sorgt dafür, dass auf dem Prüfstand eine ausreichende Menge des zur Abgasreinigung benötigten AdBlue eingespritzt wird, um die zulässigen Emissionswerte einzuhalten. Im realen Straßenverkehr wird dann weniger AdBlue eingespritzt. „Dadurch muss seltener AdBlue nachgefüllt werden. Gleichzeitig stoßen die Fahrzeuge dann mehr Abgase aus“, sagt Rechtsanwalt Dr. Ingo Gasser.

VW weist die Vorwürfe entschieden zurück. Der Dieselmotor EA 288 mit der Abgasnorm Euro 6 verfüge über keine Zykluserkennung. Demnach werde auch keine unzulässige Abschalteinrichtung verwendet. Die internen VW-Dokumente, auf die sich der SWR stützt, besagen offenbar etwas anderes und demnach wird im Straßenverkehr weniger AdBlue eingespritzt. „Das spricht in meinen Augen eindeutig für eine unzulässige Abschalteinrichtung. Das bedeutet, dass der Kunde getäuscht wurde und Schadensersatzansprüche geltend machen kann“, erklärt Rechtsanwalt Dr. Gasser.

Derzeit werden an mehreren Gerichten ohnehin schon Schadensersatzklagen gegen VW wegen des Motors EA 288 verhandelt. Der Vorwurf der Kläger lautet, dass VW auch bei diesem Motor eine unzulässige Abschalteinrichtung verwendet hat. Das Landgericht Wuppertal hat inzwischen einen Gutachter beauftragt, der klären soll, ob VW eine illegale Software bei diesem Motor verbaut hat.

Rechtsanwalt Dr. Gasser betreut schon viele Mandanten im Abgasskandal um den Vorgängermotor EA 189. „Jetzt weitet sich der Dieselskandal noch einmal erheblich aus und es ist davon auszugehen, dass auch bei Fahrzeugen mit dem Motor EA 288 gute Chancen bestehen, Schadensersatzansprüche durchzusetzen“, so Rechtanwalt Dr. Gasser, Kooperationspartner der IG Dieselskandal.

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